
21 Mai Wie Du Deine Körpersprache zu Deinem Vorteil nutzt
Neben unseren Worten kommunizieren wir auch über unsere Körpersprache, und das permanent und oft unbewusst. Wir erklären Dir, wie Du Deine Körpersprache zu Deinem Vorteil nutzt.
Permanente und oft unbewusste Kommunikation? Das klingt zunächst etwas beunruhigend. Was, wenn mein Gegenüber die von mir übermittelte Botschaft falsch versteht? Oder wenn ich gar keine Botschaft senden wollte, aber trotzdem eine ankam? Solche Missverständnisse kannst Du in Zukunft vermeiden, indem Du Dich gezielt mit Deiner eigenen Körpersprache auseinandersetzt und Dir überlegst, wie sie von anderen gedeutet werden könnte. Wir zeigen Dir, worauf Du achten solltest, was Dir die passende Körpersprache im richtigen Moment eigentlich bringt und wie Du an ihr arbeiten kannst. Dazu werden wir die folgenden Fragen Schritt für Schritt mit Dir durchgehen:
1. Was fällt alles unter Körpersprache?
2. Was sagt meine Körpersprache aus und wie deute ich die Körpersprache anderer?
3. In welchen Situationen kann ich Körpersprache zu meinem Vorteil nutzen und wie?
1. Was fällt alles unter Körpersprache?
Geht es um das Thema „Körpersprache“ denken viele an die Haltung des Körpers. Tatsächlich fallen noch einige weitere Bereiche unter den Begriff, wie beispielsweise Bewegung, Mimik, Gestik, Nähe und Distanz sowie Berührungen. Sie alle sind Bestandteil nonverbaler Kommunikation.
Körperhaltung und Bewegung
Deine Körperhaltung und wie Du Deinen Körper bewegst, verraten eine Menge darüber, was emotional gerade in Dir vorgeht. Ob hängende Schultern, ein aufrechter Gang oder in die Seiten gestemmte Hände: Dein Gegenüber nimmt Deine Haltung und Bewegungen wahr und interpretiert sie zeitgleich unterbewusst.
Mimik
Mimik bezeichnet alle sichtbaren Bewegungen des Gesichts. Aus dem Zusammenspiel der einzelnen Muskeln entsteht ein Gesamtbild, das sich deuten lässt. Dieses Gesamtbild, der Gesichtsausdruck, kann den aktuellen Gemütszustand widerspiegeln oder sogar bestimmte Intentionen ausdrücken. So kann eine Mutter ihrem Kind durch ihren strengen Blick ein Verbot signalisieren, ohne auch nur ein Wort zu sprechen.
Gestik
Auch durch Gestik kann nonverbal kommuniziert werden. Anders als bei der Mimik, beziehen sich Gesten jedoch weniger auf die Bewegungen des Gesichts, als vielmehr auf Bewegungen des restlichen Körpers. Arme, Hände und der Kopf stehen dabei besonders im Fokus. So kann ein einfaches Nicken Zustimmung ausdrücken, ohne dass jemand spricht. Gesten können jedoch auch Gesagtes unterstützen, beispielsweise indem ein beschriebener Gegenstand in Form und Größe zusätzlich mit den Händen dargestellt wird.
Nähe und Distanz
Auch wo Du Dich in einem Raum platzierst oder wie viel Abstand Du zu anderen Personen und Gegenständen hältst, sagt etwas über Dich aus. So hat es beispielsweise eine unterschiedliche Wirkung, ob Du einer anderen Person im Gespräch sehr nah kommst oder eher auf Distanz bleibst.
Berührungen
Berührungen sind ein besonders intensives nonverbales Kommunikationsmedium. Ein kräftiger Händedruck beim Kennenlernen, ein liebevolles Streichen über die Wange oder gar ein Schlag oder Tritt – sie alle sind durch den Körper vermittelte Botschaften, die wir an andere senden oder eben empfangen.
Damit andere Dich als authentisch wahrnehmen, müssen die verschiedenen Facetten Deiner Körpersprache miteinander harmonieren. Versuchst Du etwa Deine Nervosität durch eine aufrechte Körperhaltung zu überspielen, guckst dabei aber immer wieder auf den Boden oder tippst mit den Fingern auf einer Oberfläche herum, fällt das Deinem Gegenüber auf. Die widersprüchlichen Signale, die Dein Körper nun sendet, verwirren das Unterbewusstsein anderer und lassen sie merken, dass hier etwas nicht stimmt. Aber keine Sorge: Wir zeigen Dir, was Deine Körpersprache aussagt und wie Du sie in Einklang bringst.
2. Was sagt Körpersprache aus und wie deute ich sie?
Nachdem wir nun wissen, aus welchen unterschiedlichen Komponenten unsere Körpersprache besteht, wollen wir diese mal genauer betrachten. Was signalisieren unsere Körperhaltung und Bewegungen, unsere Mimik und Gestik, unsere Nähe und Distanz oder unsere Berührungen eigentlich? Wie vermittle ich Botschaften und Gemütszustände über meinen Körper und wie lese ich die Körpersprache anderer? Wir wollen Dir hier einige Beispiele geben.
Bei der Deutung von Körpersprache solltest Du allerdings ein paar Dinge beachten:
Körpersprache muss stets in ihrem situativen Kontext betrachtet werden. Sonst kann es schnell zu Überinterpretationen und Missverständnissen kommen.
Bestimmte Gesten oder Bewegungen können von Kultur zu Kultur unterschiedlich aufgefasst werden. Die Wissenschaft ist sich jedoch einig, dass es eine Reihe von grundlegenden Emotionen gibt, die in allen Kulturkreisen gleich dargestellt werden: Trauer, Ekel, Freude, Angst, Wut und Überraschung.
Bei den folgenden Beispielen handelt es sich um gängige Interpretationen, die jedoch nicht auf jede Person und jede Situation zutreffen müssen.
Körperhaltung und Bewegung
Fester Stand, Füße auf Höhe der Schultern, aufrechter Oberkörper
Zusätzlich mit erhobenem Kopf
Bedeutung der Körpersprache
Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit, Stärke, Souveränität
Siegessicherheit, Überlegenheit
Herabhängende Schultern, kraftloses Äußeres
Trauer
Richtung der Füße: Zeigen bei Unterhaltung auf den/die Gesprächpartner*in
Interesse, Aufmerksamkeit
Richtung der Füße: Zeigen bei Unterhaltung nicht auf den/die Gesprächspartner*in, Oberkörper ist abgewandt
Desinteresse bzw. Gegenüber möchte woanders hingehen
Wenige Bewegungen, Ruhe
Zusätzlich angespannte Muskeln/starres Auftreten
Selbstsicherheit, Selbstbewusstsein
Eingeschüchtert, verängstigt, unwohl, sehr nervös
Mimik
Bedeutung der Körpersprache
Lächelnder Mund, Augen bleiben wie vorher
Falsches Lächeln
Langer Blickkontakt
Überdurchschnittlich langer Blickkontakt (mehr als 3 Sekunden)
Interesse (beispielsweise an einer Unterhaltung)
Kann auf romantisches Interesse hindeuten
Wegsehen
Zusätzlich untypische Körperhaltung
Scham, Unsicherheit
Kann auf lügen hindeuten
Blick auf den Boden in Kombination mit leicht hängendem Kopf
Scham, Enttäuschung, Trotz
Gestik
Bedeutung der Körpersprache
Reiben der Hände
Nervosität
Verstecken der Hände in den Hosen-/Jackentaschen
Nervosität, Unsicherheit
Reiben des Nackens in Verbindung mit ausweichendem Blick
Lügen, Scham
Hände “fummeln” im Gesicht herum
Nervosität, Unsicherheit. Versuch, das Gesicht zu verdecken
Nähe und Distanz
Bedeutung der Körpersprache
Vorbeugen im Gespräch (dem Gegenüber näher kommen)
Interesse, Aufmerksamkeit
Dem Gegenüber nah kommen (je nach Beziehung zueinander)
Vertrautheit, Wohlfühlen miteinander, ggf. Gesprächsinhalt, den nicht jeder hören soll
Zurückweichen
Angst, Unwohlsein, zu wenig Vertrautheit für so viel Nähe
Berührungen
Bedeutung der Körpersprache
Berührung an Arm oder Schulter während eines Gesprächs
Unterstützung, Fürsorge, Motivation aber auch romantisches Interesse möglich
Fester Händedruck
Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit
Berührungen an der Hüfte
Vertrautheit, Intimität
Jetzt solltest Du ein erstes Gespür für verschiedene Botschaften haben, die durch Körpersprache vermittelt werden. Als nächstes wollen wir uns damit beschäftigen, in welchen Situationen Du sie zu Deinem Vorteil nutzen kannst und wie das überhaupt funktioniert.
3. In welchen Situationen kann ich Körpersprache zu meinem Vorteil nutzen und wie?
Die richtige Körpersprache kann Dir sowohl in Deiner Karriere, als auch in Deinem Privatleben einige Vorteile bereiten. So funktioniert‘s:
Körpersprache in der Karriere
Präsentationen
Do:
Halte Deinen Rücken und Hals gerade.
Das wirkt selbstsicher und strahlt Autorität aus. Schließlich bist Du nun der-/diejenige, der/die wichtige Infos oder spannende Facts für die anderen bereithält.
Lass Deinen Blick im Raum schweifen und stelle dabei gelegentlich Augenkontakt mit einzelnen Zuhörenden her
Dadurch fühlen sie sich direkt angesprochen und hören Dir aufmerksamer zu.
Stelle Deine Beine in Schulterhöhe nebeneinander auf
Ein fester Stand strahlt nicht nur Sicherheit und Ruhe aus, sondern wirkt sich auch so auf Dein Inneres aus.
Don’t:
Rumtänzeln
Das Wippen von einem auf das andere Bein oder das Wackeln mit den Füßen wirken unsicher und nervös. Achte deshalb auf ruhige, fest auf dem Boden stehende Beine. Wenn Du das Gefühl hast, Dich bewegen zu müssen, kannst Du langsam (sehr langsam!) durch den Raum schlendern.
Fuchtelnde oder trommelnde Hände
Das strahlt nicht bloß Unsicherheit und Nervosität aus, sondern lässt schlimmstenfalls auch Dein Publikum nervös werden.
Blick auf den Boden
Ein gesenkter Blick vermittelt den Eindruck von Scham und Unwohlsein. Versuche stattdessen den Blick wie oben beschrieben im Raum schweifen zu lassen.
Vorstellungsgespräch & Verhandlungen
In Vorstellungsgesprächen oder Verhandlungen einen kühlen Kopf zu bewahren, ist meistens gar nicht so leicht. Versuche dennoch tief durchzuatmen, damit die Nervosität nicht die Oberhand gewinnt. Die folgenden Tipps kannst Du vor dem eigentlichen Gespräch in einer Art Übungsgespräch mit einem Freund oder einer Freundin üben. Auch das Üben alleine vor dem Spiegel kann Dir helfen, die richtige Körpersprache zu verinnerlichen. Das fühlt sich zunächst vielleicht etwas seltsam an, hilft Dir aber dabei, Dich im tatsächlichen Gespräch besser auf das Inhaltliche konzentrieren zu können.
Do:
Blickkontakt halten
Natürlich sollst Du Dein Gegenüber nicht anstarren. Es zeugt jedoch von Selbstbewusstsein, den Blickkontakt zu suchen und ihn auch für einige Sekunden zu halten.
Freundliches aber bestimmtes Auftreten
Ein gelegentliches Lächeln wirkt sympathisch. Eine aufrechte Sitzposition und eine leicht herausgestreckte Brust verleihen Dir zusätzlich eine selbstsichere Ausstrahlung.
Offene Körperhaltung
Wende Dich Deinem Gegenüber direkt zu und lege Deine Hände leicht gefaltet in Deinen Schoß. Das wirkt interessiert und selbstbewusst. Alternativ: Lege ein Notizheft auf den Tisch, um wichtige Punkte zu notieren. Durch den Stift in Deiner Hand musst Du Dir keine Gedanken mehr darüber machen, was Du mit Deinen Händen machen sollst.
Don’t:
Arme verschränken
Die Arme vor dem Körper zu verschränken kann zwar ganz gemütlich sein und löst auch das Problem mit den Händen (wohin mit ihnen?). Allerdings kann dies einerseits als Ablehnung aufgefasst werden oder andererseits als zu dominante Haltung interpretiert werden.
Gekrümmte Haltung
Versuche, Dich nicht zu verstecken. Wenn Du Dich gut vorbereitet hast, ist das auch gar nicht nötig. Signalisiere Deinem Gegenüber stattdessen, dass Du hinter dem stehst, was Du sagst.
Körpersprache im Privatleben
Erster Eindruck
„Der erste Eindruck bleibt“ heißt es so schön. Deshalb kann es nie schaden, direkt zu Beginn auf ein paar Kleinigkeiten zu achten. So gelingt Dir ein guter Start mit neuen Leuten:
Do:
Lächeln
Am besten nicht bloß mit den Lippen, sondern auch mit den Augen. Sonst wirkt Dein Lächeln schnell falsch statt sympathisch.
Angemessener Händedruck
Du musst niemandem beweisen, wie hart Du drauf bist, indem Du seine oder ihre Hand zerquetschst. Ein zu lockerer Händedruck wirkt hingegen wenig interessiert oder schüchtern. Wenn Du Dich zur Begrüßung fürs Händeschütteln entscheidest, dann achte auf das richtige Mittelmaß und schau Deinem Gegenüber dabei freundlich in die Augen (nicht auf die Hände).
Stehe zugewandt
Eine abgewandte Haltung erweckt den Anschein, dass Du lieber woanders hingehen möchtest. Wurde jemand Neues in einer Gruppe vorgestellt, solltest Du dich erst recht nicht wegdrehen, denn sonst kann sich Dein Gegenüber schnell ignoriert, übergangen oder ausgeschlossen fühlen.
Don’t:
Wegsehen
Ständiges Wegsehen signalisiert Desinteresse und ist schlichtweg unhöflich. Auch hier ist es also wichtig, wiederholt Blickkontakt zu suchen und für ein paar Sekunden zu halten.
Verschränkte Arme
Die wirken nämlich nicht nur in wichtigen beruflichen Gesprächen ablehnend und abgeneigt oder gar übermäßig dominant. Lass Deine Arme stattdessen lieber seitlich hängen oder stecke einen Daumen in Deine Hosentasche, falls vorhanden. Das wirkt offen und interessiert. Generell solltest Du Dich aber natürlich wohlfühlen.
Niederlagen
Wer kennt das nicht? Man hatte sich alles schon genau ausgemalt und dann kommt alles plötzlich ganz anders oder man erhält eine unerwartete Abfuhr. Niederlagen machen keinen Spaß. Richtig mit Niederlagen umgehen – das sei gelernt. Auch Deine Körpersprache trägt dazu bei.
Do:
Ärgern erlaubt
Wie wir oben schon erwähnt haben, sollten die einzelnen Komponenten der Körpersprache zusammenpassen. Widersprüchliche Signale fallen auf, verwirren und wirken nicht authentisch. Musstest Du gerade eine Niederlage einstecken, ist es völlig verständlich, wenn Du Dich ärgerst. Ein falsches Lächeln in einer solchen Situation fällt schnell auf. Gepaart mit einer wütend geballten Faust erst recht.
Aufrappeln
Nachdem Du den ersten Ärger in Dir zugelassen hast, solltest Du jedoch bald versuchen, Dich wieder zu beruhigen und an etwas anderes zu denken. Schüttle die negativen Gedanken ab, richte Dich auf und konzentriere Dich auf etwas anderes. Eine aufrechte Kopf- und Körperhaltung wirkt sich auch positiv auf Deine Stimmung aus.
Don’t:
Wütende oder unangebrachte Gesten
Auch wenn Du enttäuscht oder wütend bist, solltest Du entsprechende Gesten vermeiden. Vermutlich haben die Menschen in Deiner Umgebung Verständnis für Deine Gefühle aber ein gereizter Schlag auf den Tisch oder das eigene Knie macht die Situation auch nicht besser. Vielmehr fühlen sich andere dadurch vermutlich unwohl.
Natürlich gibt es noch viele weitere Situationen – egal ob beruflich oder privat – in denen die passende Körpersprache Dir einen echten Vorteil verschaffen kann. Wichtig ist dabei jedoch immer, dass Du Dich auch wohlfühlst. Ein wenig an der eigenen Körpersprache zu arbeiten, kann sicher nicht schaden. Hast Du hingegen das Gefühl, Dich komplett zu verstellen, dann hast Du das richtige Mittel für Dich noch nicht gefunden.
Deine Körpersprache – Eine echte Geheimwaffe?
Deine Körpersprache verrät oft, wie es in Deinem Inneren aussieht oder sie lässt zumindest Vermutungen zu. Du kannst sie in vielen Lebensbereichen zu Deinem Vorteil nutzen. Außerdem kannst Du die Botschaften, die Deine Mitmenschen täglich bewusst oder unbewusst senden, nun deuten und Deine Schlüsse aus ihnen ziehen. Und das alles ganz ohne Worte.
Probier’s doch bei Deiner nächsten Unterhaltung direkt Mal aus und schau, welche Signale Dir Dein Gegenüber durch Körpersprache vermittelt. Viel Spaß dabei!